Ev.-Theol.-Seminar T&uumlbingen

Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Evangelisch-theologische Fakultät
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 1996/97


Lehrveranstaltungen

Praktische Theologie

Vorlesungen

H Hennig: Seelsorge. Grundzüge und Geschichte der evangelischen Seelso rge.
Mi 16-18; Beginn: 16.10.;

In einem ersten Teil stellt die Vorlesung die Entwicklung der evangelischen Seelsorge und die sich in ihr darstellenden Auffassungen von dem Auftrag der Seelsorge dar, der sich mit dem Gemeindepfarramt verbindet. In einem zweiten Teil kommen die Arbeitsfelder zur Sprache, deren besondere Bedeutung entweder von der Natur ihrer Dinge her gegeben ist (z. B. Kasualseelsorge, Besuchsseelsorge, Beichtseelsorge) oder die sich aus den veränderten Bedingungen und Verhältnissen ergibt (z. B. "Seelsorgegemeinden" und "Gemeindeaufbau"; Seelsorge im Krankenhaus/Altenheim etc.; in Urlaubs/Wochenendorten). Schließlich zieht sich durch die Vorlesung die Frage nach der Person des Seelsorgers und der Seelsorgerin, deren persönliche Kompetenz durch Ausbildung ein Stück weit gefördert, aber nicht herbeigeführt und ersetzt werden kann, hindurch.
Literatur:
Fr. Wintzer, Seelsorge, ThB 61, Einführung; D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie, §§ 12 und 13
Anmerkung: Die Vorlesung und das Seminar des Wintersemesters stehen auch insofern mit dem Sommersemester 1997 in einem Zusammenhang, als die Zulassung zu dem für das Sommersemester geplanten Seminar und Praktikum "Der Krankenbesuch als Seelsorge. (Seminar und Praktikum in Zusammenarbeit mit Tübinger Krankenhauspfarrern und - pfarrerinnen)." den Besuch einer poimenischen Vorlesung oder eines poimenischen Seminars voraussetzt. - Die Voranmeldung zu dem Seminar und Praktikum wird bis 15. März 1997 erbeten.



Proseminare

GH Albrecht / Weeber: Homiletisches Pr oseminar
Mi 14-16 (Albrecht) / Mi 16-18 (Weeber); Beginn: 16.10; Sakristei der Evangelischen Schloßkirche

Das Proseminar wird anhand ausgewählter Texte in die Grundprobleme der prinzipiellen, materialen, formalen und pastoralen Homiletik einführen. Dabei werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen historischen und systematischen Überblick über folgende Themen gewinnen:
Wesen, Aufgabe und enzyklopädische Voraussetzungen der Homiletik; Wesen und Aufgabe der Predigt; Predigttext und Predigtthema; Predigtsituation und Predigthörer; die Person des Predigers; die Wirkungen der Predigt; das homiletische Verfahren als Selbstreflexion.

Qualifikation: Übernahme eines Referates
Anmeldung: Gemeinsamer Anmeldetermin für beide Gruppen ist Mittwoch, 16. Oktober 1996, um 14.15 h in der Sakristei der Ev. Schloßkirche
Literatur:
Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen Predigtlehre, hg. v. A. Beutel, V. Drehsen u. H.M. Müller, Tübingen 1989 (2. Aufl.)
H.M. Müller, Homiletik. Berlin / New York 1996
D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie, Berlin / New York 1994 (2. Aufl.), 346-406



Hauptseminare

F Drehsen (zusammen mit A.Beutel): Ernst Troeltsch: Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit (1909)
Mo 14­16; Beginn: 21.10.96

Das Seminar dient der Lektüre des genannten Textes, mit dem Ernst Troeltsch einen umfassenden Überblick zur Kulturbedeutung des neuzeitlichen Protestantismus von der Reformation bis zur Gegenwart des Deutschen Kaiserreiches bietet. Die Lektüre ist forschungsgeschichtlich angelegt: Es soll nicht nur die Intention des Textes erfaßt werden, sondern auch seine Genese und sein literarischer wie geistesgeschichtlicher Kontext. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist darum die Bereitschaft, limitierte Arbeits- und Recherchierungsaufgaben zu übernehmen, die den geistes- und werkgeschichtlichen Hintergrund des Troeltsch-Textes erhellen sollen.
Literatur:
Ernst Troeltsch, Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit, in: P.Hinneberg (Hg.), Die Kultur der Gegenwart. Ihre Entwicklung und ihre Ziele, 2.Aufl., Berlin / Leipzig 1909, 431-755.



H Hennig: Homiletisches Seminar. Der Weg zur Predigt. (Mit Predigtübu ngen).
Fr 16-18; Beginn: 18.10.;

Im Mittelpunkt des Homiletischen Seminars stehen die eigenen Predigten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu (in der Regel dem Kirchenjahr folgenden) Perikopentexten, deren Darbietung und Besprechenung in Gruppen.
Voraussetzung: Erfolgreicher Besuch eines homiletischen Proseminars
Qualifikation: Predigt mit Vorarbeiten
Anforderung: Je eigene Predigt (mit Vorarbeiten)
Anmeldung: 1. Sitzung (18.10.)
Literatur zur Vorbereitung:
H. M. Müller, Homiletik, 1995 (oder entsprechende Grundkenntnisse).



H Hennig, Jochheim: Seelsorge und Di akonie.
Mo 16-18; Beginn: 21.10.;

An Hand exemplarischer Texte aus der Zeit der Alten Kirche, dem Mittelalter, der Reformationszeit, dem Pietismus und vor allem dem 19. Jahrhundert sollen das Verständnis und die Selbstdefinitionen der Diakonie erhoben und auf ihr Verhältnis zur Seelsorge der Kirche hin befragt werden. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Frage ihres Zusammengehörens und der Frage nach den Gründen ihres Auseinandertretens gelten.
Anforderung: Regelmäßige Teilnahme
Anmeldung: 1. Sitzung (21.10.)
Literatur:
P. Philippi, Art. Diakonie I, TRE 8, 621ff.
D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie, § 11



Übungen

HF Albrecht / Dober / Weeber: Die Kirchentheorie Richard R othes
Do 16-18; Beginn: 17.10;

Richard Rothe (1799-1867) gilt als Außenseiter der Theologiegeschichte - und ist dabei doch einer der originellsten und langfristig gesehen wohl auch wirkungsvollsten Köpfe der protestantischen Vermittlungstheologie. Wie ist diese Spannung zu erklären? Rothes Hauptwerk, die "Theologische Ethik" (1845-48) muß als der Versuch gelten, die wachsenden Segmentierungs- und Pluralisierungsphänomene der modernen Gesellschaftskultur mit einer integralen Kultur- und Religionstheorie zu beantworten, die der drohenden gesellschaftlichen und kulturellen Isolierung des Christentums das Programm einer vermittlungstheologischen Selbstmodernisierung des Protestantismus entgegenhält - eines Protestantismus, der erkennt, daß die Präsenz des Christentums nicht in seiner Kirchlichkeit aufgeht, sondern daß zu unterscheiden ist zwischen dem Allgemein-Christlichen in Kultur und Gesellschaft und seinen partikularen organisationellen Manifestationsformen als Kirche. Wirkungsgeschichtlich gesehen, wurde zum Stein des Anstoßes die im Rahmen dieses Programms vorgetragene umstrittene These von der Auflösung der Kirche in den zu realisierenden Kulturstaat: "Während ... die Kirche langsam in sich zusammensinkt, siedelt sich das christliche ... Leben und die christliche ... Gemeinschaft nach und nach aus ihr in den Staat ... hinüber. (...) Die Gemeinschaft der Erlösung, von Haus aus Kirche, wird ... je länger desto überwiegender Staat." Diese Vision ist problematisch. Problematisch ist jedoch auch die Tatsache, daß die Rezeptionsgeschichte sich von dieser These allzu leicht den Blick verstellen ließ auf die hinter ihr stehende differenzierte Auffassung der neuzeitlichen Gesellschaftskultur.
In der Übung sollen, durch die Lektüre einschlägiger Passagen aus Rothes Theologischer Ethik, der Kontext, die systematischen Bedingungen, die Intentionen und die Inhalte der Rotheschen Kirchentheorie rekonstruiert werden.

Literatur:
Richard Rothe: Theologische Ethik, 3 Bde., Wittenberg 1 1845-1848; 5 Bde. Wittenberg 2 hier: Nachdruck Waltrop 1993
Hans-Joachim Birkner: Spekulation und Heilsgeschichte. Die Geschichtsauffassung Richard Rothes, München 1959
Dietrich Rössler: Richard Rothe, in: M. Greschat (Hg.,) Theologen des Protestantismus im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1, Stuttgart 1978, 74-83
Volker Drehsen: Vision eines kirchenfreien, ethischen Zeitalters des modernen Christentums: Richard Rothe (1799-1867), in: BThZ 11 (1994), 201-218



F Jochheim: Seelsorgliche Gesprächsfü hrung
4.4.-13.4.1997; Landhaus Hoechsten bei Wilhelmsdorf;

Die Übung bietet eine Einführung in die Theorie der seelsorglichen Gesprächsführung nach dem personzentrierten Ansatz und die Möglichkeit, anhand eigener Gesprächsprotokolle die innere Grundhaltung in einem Seelsorgegespräch besser wahrnehmen zu lernen.
Voraussetzungen: Seelsorge-(Pro-)Seminar, Seelsorge-Vorlesung oder Seelsorge-Praktikum
Anforderung: Einbringen eines Gesprächsprotokolls; Übernahme eines Referats
Anmeldung: Theologicum 304
Literatur:
Jürgen Blattner/Helge Pflug: Seelsorgerliches Gespräch. In: Jürgen Blattner u.a. (Hg.): Handbuch der Psychologie für die Seelsorge. Bd. 2. Angewandte Psychologie. Düsseldorf 1993, 476-511



HL Rössler: Die Wahrheitsfrage in der evang elischen Presse
Di 16-18; Beginn: 15.10.1996; Theologicum

Die Kirchenpresse nimmt in eigener, besonderer Weise und unabhängig an der Aufgabe der Kirche teil, das Evangelium weiterzugeben. Verschiedenenen kirchlichen Tätigkeiten gibt sie für deren Kommunikation des Evangeliums Merkposten mit: etwa Öffentlichkeit, Zeitbezogenheit, Situationsbezogenheit, thematische Vielseitigkeit, Verständlichkeit, Neuigkeitswert.
Christliche Publizistik steht unter der ethischen Forderung von Sachlichkeit, Fairness, Seriosität, Gründlichkeit, Wahrhaftigkeit. Hervorzuheben ist die Aufgabe, unbeirrbar Wahrheit zu vermitteln. Das erfordert Wahrhaftigkeit auch in Einzelheiten und bringt möglicherweise in Konflikt mit kirchlichen Rücksichtnahmen und mit wirtschaftlichen Interessen. Es ist zu fragen, um welche Art von Wahrheit es sich in der evangelischen Presse handelt.
Die Übung will (a) mit den Gesetzmäßigkeiten der Printmedien vertraut machen; (b) helfen, sich in den verschiedenen Arten christlicher Publizistik und in den journalistischen Stilformen zurechtzufinden; (c) zu eigenen journalistischen Versuchen anregen.

Anmeldung: 1. Sitzung.
Literatur:
1. Hans-Dieter Bastian, Kommunikation, Stuttgart und Berlin 1972.
2. Hg. Claus Eurich/Imme de Haan, Hören und Sehen. Die Kirche des Wortes im Zeitalter der Bilder, Stuttgart 1991.
3. Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. Hg. von Elisabeth Noelle-Neumann u.a., Frankfurt am Main 1989.
4. Gerhard Isermann, Tagesordnungspunkt Öffentlichkeit, Hannover 1995.
5. Bernhard Klaus, Massenmedien im Dienst der Kirche. Theologie und Praxis, Berlin 1969.
6. Publizistischer Gesamtplan der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersl.oh 1979.
7. Gerhard E: Stoll, Zwischen Zeitung und Traktat. Evangelische Religionspublizistik, Bielefeld 1995.



Schweitzer: Repetitorium Praktische Theologie für Examenskandidaten
Mo 16-18; Beginn: 21.10.;

Den ausführlichen Kommentar zu dieser Veranstaltung finden Sie unter "Religionspädagogik und Pädagogik" auf S.65.



Oberseminare , Kolloquien, Sozietäten

D Drehsen: Praktisch­theologische Forschungprobleme
Do 20­22; Beginn: nach Verabredung

Die Sozietät beschäftigt sich im Anschluß an die Lektüre im SS 96 von Werner Hofmann "Das irdische Paradies" im WS 96/97 nunmehr innerhalb des allgemeinen Rahmenthemas "Kunst und Religion" mit praktisch­theologisch relevanten Fragen, Themen und Problemen der aktuellen Ikonographie und Ästhetik von Bildernder Kunst.
Voraussetzung: Eine Teilnahme ist nur nach persönlicher Anmeldung möglich.


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Autor der HTML-Version: Uwe Ernst Bilger(ubilger@ix.urz.uni-heidelberg.de) - 22. Juli 1996

v01-info@uni-tuebingen.de(v01-info@uni-tuebingen.de) - 22. Juli 1996