In einem ersten Teil stellt die Vorlesung die Entwicklung
der evangelischen Seelsorge und die sich in ihr darstellenden
Auffassungen von dem Auftrag der Seelsorge dar, der sich mit dem
Gemeindepfarramt verbindet. In einem zweiten Teil kommen die Arbeitsfelder
zur Sprache, deren besondere Bedeutung entweder von der Natur
ihrer Dinge her gegeben ist (z. B. Kasualseelsorge, Besuchsseelsorge,
Beichtseelsorge) oder die sich aus den veränderten Bedingungen
und Verhältnissen ergibt (z. B. "Seelsorgegemeinden"
und "Gemeindeaufbau"; Seelsorge im Krankenhaus/Altenheim
etc.; in Urlaubs/Wochenendorten). Schließlich zieht sich
durch die Vorlesung die Frage nach der Person des Seelsorgers
und der Seelsorgerin, deren persönliche Kompetenz durch Ausbildung
ein Stück weit gefördert, aber nicht herbeigeführt
und ersetzt werden kann, hindurch.
Literatur:
Fr. Wintzer, Seelsorge, ThB 61, Einführung;
D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie, §§
12 und 13
Anmerkung: Die Vorlesung und das Seminar des Wintersemesters
stehen auch insofern mit dem Sommersemester 1997 in einem Zusammenhang,
als die Zulassung zu dem für das Sommersemester geplanten
Seminar und Praktikum "Der Krankenbesuch als Seelsorge. (Seminar
und Praktikum in Zusammenarbeit mit Tübinger Krankenhauspfarrern
und - pfarrerinnen)." den Besuch einer poimenischen Vorlesung
oder eines poimenischen Seminars voraussetzt. - Die Voranmeldung
zu dem Seminar und Praktikum wird bis 15. März 1997 erbeten.
Das Proseminar wird anhand ausgewählter Texte
in die Grundprobleme der prinzipiellen, materialen, formalen und
pastoralen Homiletik einführen. Dabei werden die Teilnehmer
und Teilnehmerinnen einen historischen und systematischen Überblick
über folgende Themen gewinnen:
Wesen, Aufgabe und enzyklopädische Voraussetzungen der Homiletik;
Wesen und Aufgabe der Predigt; Predigttext und Predigtthema; Predigtsituation
und Predigthörer; die Person des Predigers; die Wirkungen
der Predigt; das homiletische Verfahren als Selbstreflexion.
Qualifikation:
Übernahme eines Referates
Anmeldung:
Gemeinsamer
Anmeldetermin für beide Gruppen ist Mittwoch, 16. Oktober
1996, um 14.15 h in der Sakristei der Ev. Schloßkirche
Literatur:
Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen Predigtlehre,
hg. v. A. Beutel, V. Drehsen u. H.M. Müller, Tübingen
1989 (2. Aufl.)
H.M. Müller, Homiletik. Berlin / New York 1996
D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie,
Berlin / New York 1994 (2. Aufl.), 346-406
Das Seminar dient der Lektüre des genannten
Textes, mit dem Ernst Troeltsch einen umfassenden Überblick
zur Kulturbedeutung des neuzeitlichen Protestantismus von der
Reformation bis zur Gegenwart des Deutschen Kaiserreiches bietet.
Die Lektüre ist forschungsgeschichtlich angelegt: Es soll
nicht nur die Intention des Textes erfaßt werden, sondern
auch seine Genese und sein literarischer wie geistesgeschichtlicher
Kontext. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist
darum die Bereitschaft, limitierte Arbeits- und Recherchierungsaufgaben
zu übernehmen, die den geistes- und werkgeschichtlichen Hintergrund
des Troeltsch-Textes erhellen sollen.
Literatur:
Ernst Troeltsch, Protestantisches Christentum und
Kirche in der Neuzeit, in: P.Hinneberg (Hg.), Die Kultur der Gegenwart.
Ihre Entwicklung und ihre Ziele, 2.Aufl., Berlin / Leipzig 1909,
431-755.
H
Hennig:
Homiletisches
Seminar. Der Weg zur Predigt. (Mit Predigtübu
ngen).
Fr 16-18; Beginn:
18.10.;
Im Mittelpunkt des Homiletischen Seminars stehen
die eigenen Predigten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu (in
der Regel dem Kirchenjahr folgenden) Perikopentexten, deren Darbietung
und Besprechenung in Gruppen.
Voraussetzung:
Erfolgreicher Besuch eines homiletischen Proseminars
Qualifikation:
Predigt mit Vorarbeiten
Anforderung:
Je eigene Predigt (mit Vorarbeiten)
Anmeldung:
1. Sitzung (18.10.)
Literatur zur Vorbereitung:
H. M. Müller, Homiletik, 1995 (oder entsprechende
Grundkenntnisse).
H
Hennig, Jochheim:
Seelsorge
und Di
akonie.
Mo 16-18; Beginn:
21.10.;
An Hand exemplarischer Texte aus der Zeit der Alten
Kirche, dem Mittelalter, der Reformationszeit, dem Pietismus und
vor allem dem 19. Jahrhundert sollen das Verständnis und
die Selbstdefinitionen der Diakonie erhoben und auf ihr Verhältnis
zur Seelsorge der Kirche hin befragt werden. Besondere Aufmerksamkeit
soll dabei der Frage ihres Zusammengehörens und der Frage
nach den Gründen ihres Auseinandertretens gelten.
Anforderung:
Regelmäßige Teilnahme
Anmeldung:
1. Sitzung (21.10.)
Literatur:
P. Philippi, Art. Diakonie I, TRE 8, 621ff.
D. Rössler, Grundriß der Praktischen Theologie,
§ 11
Richard Rothe (1799-1867) gilt als Außenseiter
der Theologiegeschichte - und ist dabei doch einer der originellsten
und langfristig gesehen wohl auch wirkungsvollsten Köpfe
der protestantischen Vermittlungstheologie. Wie ist diese Spannung
zu erklären? Rothes Hauptwerk, die "Theologische Ethik"
(1845-48) muß als der Versuch gelten, die wachsenden Segmentierungs-
und Pluralisierungsphänomene der modernen Gesellschaftskultur
mit einer integralen Kultur- und Religionstheorie zu beantworten,
die der drohenden gesellschaftlichen und kulturellen Isolierung
des Christentums das Programm einer vermittlungstheologischen
Selbstmodernisierung des Protestantismus entgegenhält - eines
Protestantismus, der erkennt, daß die Präsenz des Christentums
nicht in seiner Kirchlichkeit aufgeht, sondern daß zu unterscheiden
ist zwischen dem Allgemein-Christlichen in Kultur und Gesellschaft
und seinen partikularen organisationellen Manifestationsformen
als Kirche. Wirkungsgeschichtlich gesehen, wurde zum Stein des
Anstoßes die im Rahmen dieses Programms vorgetragene umstrittene
These von der Auflösung der Kirche in den zu realisierenden
Kulturstaat: "Während ... die Kirche langsam in sich
zusammensinkt, siedelt sich das christliche ... Leben und die
christliche ... Gemeinschaft nach und nach aus ihr in den Staat
... hinüber. (...) Die Gemeinschaft der Erlösung, von
Haus aus Kirche, wird ... je länger desto überwiegender
Staat." Diese Vision ist problematisch. Problematisch ist
jedoch auch die Tatsache, daß die Rezeptionsgeschichte sich
von dieser These allzu leicht den Blick verstellen ließ
auf die hinter ihr stehende differenzierte Auffassung der neuzeitlichen
Gesellschaftskultur.
In der Übung sollen, durch die Lektüre einschlägiger
Passagen aus Rothes Theologischer Ethik, der Kontext, die systematischen
Bedingungen, die Intentionen und die Inhalte der Rotheschen Kirchentheorie
rekonstruiert werden.
Literatur:
Richard Rothe: Theologische Ethik, 3 Bde., Wittenberg
1
1845-1848; 5 Bde. Wittenberg
2
hier: Nachdruck Waltrop 1993
Hans-Joachim Birkner: Spekulation und Heilsgeschichte.
Die Geschichtsauffassung Richard Rothes, München 1959
Dietrich Rössler: Richard Rothe, in: M. Greschat
(Hg.,) Theologen des Protestantismus im 19. und 20. Jahrhundert,
Bd. 1, Stuttgart 1978, 74-83
Volker Drehsen: Vision eines kirchenfreien, ethischen
Zeitalters des modernen Christentums: Richard Rothe (1799-1867),
in: BThZ 11 (1994), 201-218
F
Jochheim:
Seelsorgliche
Gesprächsfü
hrung
4.4.-13.4.1997; Landhaus
Hoechsten bei Wilhelmsdorf;
Die Übung bietet eine Einführung in die
Theorie der seelsorglichen Gesprächsführung nach dem
personzentrierten Ansatz und die Möglichkeit, anhand eigener
Gesprächsprotokolle die innere Grundhaltung in einem Seelsorgegespräch
besser wahrnehmen zu lernen.
Voraussetzungen:
Seelsorge-(Pro-)Seminar, Seelsorge-Vorlesung oder Seelsorge-Praktikum
Anforderung:
Einbringen eines Gesprächsprotokolls; Übernahme eines
Referats
Anmeldung:
Theologicum 304
Literatur:
Jürgen Blattner/Helge Pflug: Seelsorgerliches
Gespräch. In: Jürgen Blattner u.a. (Hg.): Handbuch der
Psychologie für die Seelsorge. Bd. 2. Angewandte Psychologie.
Düsseldorf 1993, 476-511
HL
Rössler:
Die
Wahrheitsfrage in der evang
elischen Presse
Di 16-18; Beginn:
15.10.1996; Theologicum
Die Kirchenpresse nimmt in eigener, besonderer Weise
und unabhängig an der Aufgabe der Kirche teil, das Evangelium
weiterzugeben. Verschiedenenen kirchlichen Tätigkeiten gibt
sie für deren Kommunikation des Evangeliums Merkposten mit:
etwa Öffentlichkeit, Zeitbezogenheit, Situationsbezogenheit,
thematische Vielseitigkeit, Verständlichkeit, Neuigkeitswert.
Christliche Publizistik steht unter der ethischen Forderung von
Sachlichkeit, Fairness, Seriosität, Gründlichkeit, Wahrhaftigkeit.
Hervorzuheben ist die Aufgabe, unbeirrbar Wahrheit zu vermitteln.
Das erfordert Wahrhaftigkeit auch in Einzelheiten und bringt möglicherweise
in Konflikt mit kirchlichen Rücksichtnahmen und mit wirtschaftlichen
Interessen. Es ist zu fragen, um welche Art von Wahrheit es sich
in der evangelischen Presse handelt.
Die Übung will (a) mit den Gesetzmäßigkeiten der
Printmedien vertraut machen; (b) helfen, sich in den verschiedenen
Arten christlicher Publizistik und in den journalistischen Stilformen
zurechtzufinden; (c) zu eigenen journalistischen Versuchen anregen.
Anmeldung:
1. Sitzung.
Literatur:
1. Hans-Dieter Bastian, Kommunikation, Stuttgart
und Berlin 1972.
2. Hg. Claus Eurich/Imme de Haan, Hören und
Sehen. Die Kirche des Wortes im Zeitalter der Bilder, Stuttgart
1991.
3. Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation.
Hg. von Elisabeth Noelle-Neumann u.a., Frankfurt am Main 1989.
4. Gerhard Isermann, Tagesordnungspunkt Öffentlichkeit,
Hannover 1995.
5. Bernhard Klaus, Massenmedien im Dienst der Kirche.
Theologie und Praxis, Berlin 1969.
6. Publizistischer Gesamtplan der Evangelischen Kirche
in Deutschland, Gütersl.oh 1979.
7. Gerhard E: Stoll, Zwischen Zeitung und Traktat.
Evangelische Religionspublizistik, Bielefeld 1995.
Schweitzer:
Repetitorium Praktische Theologie für Examenskandidaten
Mo 16-18; Beginn: 21.10.;
Den ausführlichen Kommentar zu dieser Veranstaltung finden Sie unter "Religionspädagogik und Pädagogik" auf S.65.
Die Sozietät beschäftigt sich im Anschluß
an die Lektüre im SS 96 von Werner Hofmann "Das irdische
Paradies" im WS 96/97 nunmehr innerhalb des allgemeinen Rahmenthemas
"Kunst und Religion" mit praktischtheologisch
relevanten Fragen, Themen und Problemen der aktuellen Ikonographie
und Ästhetik von Bildernder Kunst.
Voraussetzung:
Eine
Teilnahme ist nur nach persönlicher Anmeldung möglich.